«Eine Bikereise schärft die Sinne»

Adrian Glättlis Herz schlägt seit seiner Kindheit fürs Fahrrad. Heute ist er Chef von Bike Adventure Tours, dem Spezialisten für Bikereisen weltweit.

Adrian, bist du heute mit dem Bike zur Arbeit gefahren?

Nein, heute arbeite ich im Homeoffice. Wenn ich im Büro arbeite, fahre ich die zwölf Kilometer aber regelmässig mit dem Bike. Ich war heute trotzdem schon an der frischen Luft. Unser Hund will am frühen Morgen raus.

Wie lange gibt es Bike Adventure Tours schon?

Chris Schnelli und Martin Keller gründeten die Firma vor über 30 Jahren nach einer langen Veloweltreise. Sie wollten das Veloreisen, das sie so begeisterte, zum Beruf machen.

Adi Glättli auf der Bikereise in Uganda und Ruanda
Adi Glättli auf der Bikereise in Uganda und Ruanda im Osten Afrikas.

Wann bist du dazugestossen?

Ich war noch ein junger Mann und half Chris in der Anfangszeit ein bisschen im Büro. Bald war eine erste Bikereise in den Sinai in Planung. Ich wurde gefragt, ob ich dabei sein wolle, um Einblicke in den Ablauf einer solchen Reise zu bekommen. Ich musste nicht zweimal überlegen. Es wurde eine eindrückliche Tour. Kurz darauf leitete ich meine erste Bikereise, die nach Thailand führte. Sie war der Startschuss für eine ganze Serie von Thailand- Leserreisen, die ich alle begleitete. Einfachheitshalber blieb ich gleich sechs Monate in Thailand stationiert. Anschliessend arbeitete ich ein Jahr auf einer Tauchbasis.

Bist du zu Bike Adventure zurückgekehrt?

Ich leitete über die Jahre immer wieder Reisen. Hauptberuflich arbeitete ich jedoch in der IT- Branche. Bei Bike Adventure Tours richtig eingestiegen bin ich erst 2013. Chris Schnelli suchte einen Nachfolger für seinen Bruder Andi, der seit dem Rückzug des Mitgründers Martin Keller die Firma zusammen mit ihm geleitet hatte. So stieg ich als Co-Geschäftsführer ein. Vor vier Jahren zog sich Chris ganz zurück, und ich bin nun alleiniger Geschäftsführer.

Wie viele Mitarbeitende habt ihr?

Im Moment sind es zehn Leute im Büro und rund 60 freischaffende Reiseleiterinnen und Reiseleiter.

Wann hat dein Interesse fürs Velofahren und Biken angefangen?

Als Schüler war ich im lokalen Radrennclub dabei, und ab und zu fuhr ich ein Rennen. Gut erinnern kann ich mich an meine erste grosse Velotour mit Schulkollegen von Affoltern nach Genf.

Wie viele Velos stehen bei dir im Keller?

Ein Rennvelo, ein Gravel-Bike, ein Hardtail- Bike, ein Fully-Bike und ein E-Bike. Also total fünf.

Guide Adi Glättli mit einer Gruppe auf den Azoren
Guide Adi Glättli (oben links) mit einer Gruppe auf der Bikreise auf den Azoren.

Wie sieht eine typische Bike-Adventure-Tours-Reise aus?

Man ist mit einer Gruppe von acht bis 15 Leuten unterwegs. Auf jeder Tour ist ein Reiseleiter ab der Schweiz dabei. Dazu kommt vor Ort ein lokaler Guide. Übernachtet wird in Hotels an der Strecke. Im Mittelpunkt der Reise stehen Naturerlebnisse und die Begegnungen mit fremden Kulturen und der einheimischen Bevölkerung.

Was macht ihr, dass der Kontakt mit Einheimischen auf Augenhöhe passiert?

Die lokalen Führer schlagen die Brücken. Lustig ist ja, dass wir von den Einheimischen oft fast etwas bemitleidet werden. Wir sind für sie die Armen, die sich nur eine Velo- und keine Busreise leisten können.

Nimmt man das eigene Bike mit?

Wer will, nimmt das eigene Bike mit. Wir organisieren das gesamte Prozedere für den Flug. Mehr und mehr bieten wir aber auch Mietbikes vor Ort an. Wer die Reise mit einem E-Bike machen will, muss mieten, denn Akkus dürfen nicht ins Flugzeug.

Welches ist deine Lieblingsdestination?

Im Moment bin ich Fan von Marokko. Das Land ist sehr abwechslungsreich, die Menschen sind freundlich, und die Möglichkeiten zum Biken sind toll. Und ein grosser Vorteil ist die Nähe zu Europa. Du musst nicht weit fliegen. Doch wenn du in Marrakesch landest und in den Souk eintauchst, bist du sogleich in einer ganz anderen Welt.

Adi Glättli in Bhutan
Geschäftsführer Adrian Glättli auf einer Reise durch Bhutan.

Was fasziniert dich an einer Bikereise?

Du bist mit der perfekten Entdeckergeschwindigkeit unterwegs. Du hörst alles, du riechst alles, schärfst die Sinne. Du kannst jederzeit anhalten. Es ergeben sich immer wieder spontane Begegnungen. Du kommst flott voran und kannst pro Tag locker 50 Kilometer Strecke machen.

Welches sind deine nächsten Reiseziele?

Im Juli werde ich auf der Bike- und Schiffsreise auf den Azoren teilnehmen. Auf dieser Segelkreuzfahrt werden wir fünf unterschiedliche Inseln des Archipels mit dem Mountainbike erkunden. Neben dem Biken in dieser wunderschönen Landschaft, können die Gäste auch die Grundlagen der Navigation, des Segelns und der Knotentechnik lernen.

Im Herbst freue ich mich ganz besonders, wieder die Bikereise in Bhutan zu leiten. Diese einmalige Biketour führt uns in das Herz Bhutans. Das buddhistische Land auf einem Bike zu «erfahren», ist ein exklusives Kultur- und Bike-Erlebnis. Eine eindrückliche Kultur mit ihren Dzongs (Klosterburgen) und Tempeln, saubere Luft, grüne Wälder und eine wohltuende Ruhe erwarten uns.

Das Interview mit Adrian Glättli wurde in Kooperation mit dem Globetrotter-Magazin geführt. In der Rubrik «Chefsache» werden alle CEOs der Globetrotter Group in einem Gespräch vorgestellt.

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