Marokko: Bikereise zu den vier Königsstädten2023-10-31T08:42:45+01:00
  • Marokko Königsstädte Bikereise

Marokko: Bikereise zu den vier Königsstädten

Marokko ist das Land für mich, das…

Marokko ist das Land für mich, das mich mit sehr intensiven Eindrücken beschenkt, mich berührt und überrascht hat. Wir tauchen ein in die prunkvollen und geschichtsträchtigen Königsstädte Marrakesch, Fès, Meknès und Rabat. Jede der vier Städte war zu einem bestimmten Zeitpunkt in Marokkos Geschichte Hauptstadt einer der grossen Dynastien des Wüstenstaates.

 

Weiterbildung – wie alles begann

Letztes Jahr war mir krankheits- und unfallbedingt nicht klar, ob ich jemals wieder Radfahren werde. Als ich die Mail von unserem Geschäftsführer Adi Glättli las, mit der Liste der Touren, für die noch eine Einführungsreiseleiterin gesucht wird, habe ich nicht lange gefackelt. Irgendwann wurde es ein Selbstläufer. Ich war dabei und weil ich mich so gesund und munter fühlte, stand bei mir eine Weiterbildung nach der anderen an, sodass ich kaum Zeit hatte, mich auf die Reise vorzubereiten.

Marrakesch: 1001 Nacht

Erste Nacht in Marrakesch. Wow, jetzt weiss ich wie es sich anfühlt in einem Riad zu übernachten. Das Badezimmer mit Rosenblättern ausgelegt. 1001 Nacht. Himmlisch, wie eine Prinzessin. Wo ist der Prinz?

Wir besuchen den Jardin Majorelle. Die Ruhe, das Grün tun nach dem frühen Flug gut. Abends gehen wir in einem Rooftop-Restaurant am Rande des Suks in der Nähe von Djemaa el Fna essen. Die Stimmung bei Sonnenuntergang beeindruckt uns sehr. So ein wildes, buntes Treiben und doch eine sehr friedliche, ruhige und fröhliche Stimmung, speziell mit dem im Hintergrund spielendem „Livekonzert“ vom Muezzin. Flash mich nochmals. Wir alle tauchen sofort in diese fremde Welt ein und saugen sie auf.

Königsstadt Marrakesch
Königsstadt Marrakesch

Marokko – wer bist du?

Am nächsten Tag folgt ein langer Transfer nach Casablanca. Seit vier Jahren hat es in Marrakesch und Umgebung nicht mehr geregnet. Marrakesch lebt inzwischen vom Tourismus, wurde aber, wie so manch eine Destination, durch die Corona Epidemie gebeutelt. Vom Auto aus sehen wir wie Menschen, die sich mit langen Kleidern und Strohhüten vor der Sonne schützen, in der Steppe irgendetwas in der Dürre aufsammeln. Was suchen sie hier so einsam in der Trockenheit? Einzelne Getreidekörner, die es eventuell überlebt haben? Viele der Lehmbauten sehen aus wie vor 100, 200 oder 500 Jahren. Aus unserer Sicht ein sehr einfaches und finanziell gesehen armes Leben. Und fast gleichzeitig sehen wir grosse, sehr modern und elegant aussehende Autohäuser. Schon rauscht ein neuer, blitzeblanker Mercedes an uns vorbei. Wir staunen. Zwei so unterschiedliche Welten. Marokko wer bist du?

Marokkanischer Markt mit Gewürzen
Marokkanischer Markt mit Gewürzen

Casablanca und die Moschee Hassan II

Casablanca scheint eine coole Stadt zu sein. Von Aussen betrachtet, könnte es auch eine Stadt in Italien sein? Wir halten an. „Yallah“, hopp hopp! Steigt aus dem Auto, unsere Führung fängt gleich an.

Mir ist es etwas schummrig von der langen Fahrt, als wir aussteigen. Doch wow – was ist das? Mir schiessen die Tränen in die Augen. So etwas Kraftvolles, Schönes! Noch nie hat mich ein Gebäude derart in den Bann gezogen und fasziniert wie dieser mit Struktur versehene und doch schlichte Turm der Moschee Hassan II. Der grosse, weite Platz aus hell-beigen Pflastersteinen verstärkt diesen Eindruck und auch das Meer und der hellblaue, wolkenfreie Himmel tun ihr Übriges.

Moschee Hassan II in Casablanca
Moschee Hassan II in Casablanca

Rabat: Verwaltungshauptstadt und kulturelle Metropole

Jede Stadt ist so komplett anders. Rabat erinnert mich ein bisschen an Hamburg mit der „Strandpromenade“. Es sieht alles recht modern aus, fast wie bei uns. Die Menschen scheinen ähnlichen Freizeitbeschäftigungen wie wir nachzugehen. Sieht nicht nur alles recht teuer aus, sondern es ist auch teuer hier zu wohnen.

Fès: Wilde und bunte Universitätsstadt

Fès ist wild und bunt. Diesbezüglich kommt es uns ein bisschen wie Marrakesch vor. Die Medina gehört zum UNESCO Weltkulturerbe, als grösste aneinander folgende Altstadt und mit der ältesten noch tätigen Uni der Welt.

Sehr beindruckend, auch für die Nase, ist der Anblick von oben auf die verschiedenen Gerbertöpfe. Fès ist nicht nur Universitätsstadt, sondern auch die Stadt des traditionellen Handwerks, wie Gerberei, Töpferei und Weberei.

Gerberei in der Königsstadt Fes
Gerberei in der Königsstadt Fes

Humorvolle Lebensweisheiten

In jeder Stadt auf der Bikereise haben wir einen ortsansässigen, deutschsprachigen Stadtführer. Mir gefällt der Humor, den jeder auf seine Art und Weise hat und die großen und kleinen Lebensweisheiten, die sie uns mit auf den Weg geben. Einer wird zu unserem „Gruppenmotto“: „Man geht wenn man kann und nicht wenn man muss“ (bezieht sich auf die „Biopause“).

Mit dem Rad eintauchen

So imposant die Kultur, die Städte, die geschichtlichen und religiösen Hintergründe auch sind, nach vier Tagen, lechzen wir alle auf den Bikesattel zu sitzen. Auf dem Rad tauchen wir nochmals tiefer in das Land und seine Leute ein. Wir erleben mit all unseren Sinnen, sind nahe dran. Die jubelnden Kinder, die teilweise verhüllten Frauen und am Strassenrand spazierenden Männer, winken uns aufgeschlossen und freundlich zu. Wir werden als „Mensch“ wahrgenommen und nicht als „Roboter“, so wie wenn man als Tourist mit dem Auto die Gegend erkundet. Auf verkehrsberuhigten Straßen, die eher mit unseren in die Jahre gekommenen, asphaltierten Feldwegen zu vergleichen sind, biken wir hoch und runter, die einen mit dem Bio-Bike, die anderen mit dem E-Bike.

In Schritttempo radeln wir mit grossen wundernehmenden Augen durch das lebhafte Treiben eines Dorfplatzes und lassen uns von der Energie anstecken – ein kaum beschreibbares Gefühl.

Ein Bild, das es nicht auf meiner Kamera gibt, aber welches ich ganz tief in mir verankert mit nach Hause nehmen werde, ist ein älterer Mann, der auf seinem Esel durch die weite Steppe ohne Sattel galoppiert. Für mich ein Bild der Freiheit und Lebendigkeit.

Biker unterwegs in Marokko
Biker unterwegs in Marokko

Die Wüste lebt in mir – geboren als Nomadin

Ein weiteres Highlight, auf das ich mich sehr gefreut habe, andererseits aber auch skeptisch entgegensah, ist der Ritt auf einem Kamel und die Übernachtung in der Wüste im „Luxuscamp“.

Wir radeln mit dem Velo zum anfänglichen Ausgangspunkt, immer mit dem Blick auf die Sanddünen. Ist da ein See? Eine Fata Morgana? Ich war schon bei den Dünen von Soussusvlei in Namibia und mehrmals im Death Valley in den USA, aber das war mir noch nie aufgefallen. Wir sind von der Schönheit der Dünen überwältigt, je näher wir drankommen. Es hatte am Vortag geregnet. Dadurch wirkten die Konturen noch schärfer und die Farben schillerten noch bunter.

Die Dünen in Namibia sind wunderschön, aber habe in Erinnerung, dass sie vor allem in Rottönen glühen. Diejenigen in Marokko schimmern in vielen Farben, grün, braun, rot und gelb, fast so wie die Liparith- und Rhyolithberge in Landmannalaugar im Hochland auf Island.

Es ist so bildschön, dass ich (schon wieder) weinen muss. Susanne schaut mich an „das habe ich schon hinter mir“. Die Nacht, der Sturm, der Sternenhimmel, das Lagerfeuer mit Musik und Tanz, dann der Sonnenaufgang und der Ritt zurück am Morgen sind ein unvergessliches Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Aber das müsst ihr einfach selber erfahren.

Kamele in der marokkanischen Wüste
Kamele in der marokkanischen Wüste

Reisen von der besten Seite

Ich wollte nicht mehr Heim. Ich bin zutiefst beeindruckt von der Landschaft, den authentischen, ursprünglichen Dörfern, den grandiosen Bauwerken, den leuchtenden Augen der Menschen, die einfach anstecken. Marokko hat durch die wahnsinnigen Eindrücke mein Herz, Seele und Gedanken wieder frei werden lassen. Was für ein Geschenk – Reisen von seiner besten Seite!

Reisebericht-Autorin: Reiseleiterin Sonja Wolfgramm

Infos zum Reisebericht

Geschrieben von: Sonja Wolfgramm

Reisejahr: 2023

Infos zur Reise

Bildbeschreibung

Marokko Königsstädte

Diese Reise auch antreten